Im Islam die Nacht der Erlösung
Muslime im Islam feiern die heilige Bera´at Nacht
In diesen Tagen bereiten sich Muslime im Islam weltweit auf ihren heiligen Fastenmonat Ramadan vor. Er ist der bedeutendste von drei heiligen Monaten im Islam, und zu diesen drei Monaten gehören jeweils auch besondere heilige Nächte. Bevor nun heute die Fastenzeit Ramadan beginnt, hat Hüseyin Topal gestern mit Muslimen über ihre persönlichen Erwartungen an diese heilige Bera’at-Nacht gesprochen.
von Hüseyin Topel
Die Bera ‚at Nacht im Islam
„Ich freue mich (nach langer Prozedur) endlich mal diese Nacht heute Abend zu begehen, weil ich seit letztes Jahr darauf warte, alle meine Sünden, die ich dieses Jahr begangen habe heute Abend rein zu waschen, weil „Bera´at“ heißt für mich persönlich, auch terminologisch Freispruch, Erlösung.“
Abdulkadir Çakar ist Graphikdesigner und ein ausgebildeter Imam. Wie viele andere Muslime bittet er in dieser besonderen Nacht von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang um die Vergebung seiner Sünden. Denn für Muslime ist Gott in dieser Nacht besonders großzügig. Davon ist auch Imam Çakar überzeugt:
„Natürlich, klar. So eine Art Inventur. Die Sünden, die ich in dem ganzen Jahr leider begangen habe, wissend, oder unwissend; heute habe ich die Möglichkeit, die Chance mich hinzusetzen und Allah anzuflehen, anzubeten: O Herr, vergebe mir bitte alle meine Sünden.“
Auch für die Muslimin Serap Güler, eine CDU- Abgeordnete im NRW-Landtag in Düsseldorf, ist die Bera’at-Nacht ein persönlich wichtiges Datum:
…durch Gebete an Gott, sich von ihren Sünden rein zu waschen und dementsprechend ist die Bedeutung auch bei mir groß.“
Die Vergebung der Sünden versteht sie für sich als eine Art Befreiung. Denn auf diese Weise hat man die Möglichkeit, jedes Jahr immer wieder sein Leben neu zu gestalten.
„Ich glaube auch, dass das Bewusstsein, dass man eine Schuld von sich wirft, etwas was man als Sünde definiert hat, das man durch das Gebet Buße leistet, nichts anderes ist ja Sinn und Zweck dieser Nacht, kann sehr erlösend und befreiend sein.“
Die Vorbereitung im Islam
Wie Muslime sich auf diese Bera’at-Nacht vorbereiten und wie sie sie verbringen, ist unterschiedlich. Ali Bas, der NRW- Landtagsabgeordnete und Vorsitzende des Arbeitskreises Grüner Muslime, möchte die Zeit von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang mit Menschen verbringen, die ihm nahestehen.
„Also ich habe vor, das mit Freunden zu begehen, abends zu ihnen zu gehen, dass wir dann uns zum Abendessen treffen, aber danach dann auch in die Moschee gehen. Die Moscheen bieten ja in der Regel auch ein besonderes Programm an in dieser Nacht, wo Koran rezitiert wird und auch gebetet wird und das ist eine besondere Atmosphäre.“
In den Moscheegemeinde aber auch im privaten Kreis gibt es für den Abend des Bera’at ein vielfältiges Programm. Zum Beispiel übertragen verschiedene Fernsehsender religiöse Großveranstaltungen oder andere religiöse Sendungen. In den Moscheen wird gepredigt, aus dem Koran rezitiert und es werden religiöse Lieder gesungen.
Ali Bas schätzt die Bera’at-Nacht auch deshalb, weil es in dieser Zeit möglich ist, einmal völlig aus dem sonst üblichen täglichen Rhythmus auszusteigen.
„Mir macht das persönlich insofern Spaß, weil es eine Möglichkeit ist, aus dem Alltag mal auszuklinken. Mein beruflicher Alltag ist schon sehr ausgetaktet mit Terminen und auch mit sehr weltlichen Themen, dann da mal rauszugehen ist für mein persönliches Befinden sehr wichtig.“
Es gibt auch Muslime, die bereits am Tag vor dieser heiligen Nacht fasten. Aber das ist außerhalb des Fastenmonats Ramadan für Muslime keine religiöse Pflicht, sondern eine ganz persönliche Entscheidung. Die auch Imam Çakar für sich getroffen hat:
„Ich habe gefastet, ich faste immer noch und heute Abend werde ich leider nicht die Zeit haben ein schönes Festmahl zu begehen. Eine kleine Dattel habe ich jetzt bei mir und diese Dattel hebe ich für heute Abend auf, dass ich halt mein Fasten breche und dann geht es direkt los.“
Direkt nach Sonnenuntergang wird das Abendgebet verrichtet. Anschließend vollziehen Muslime anlässliche dieser Nacht das Tesbih-Gebet, das eine knappe halbe Stunde dauert.
Die Bedeutung des heiligen Monats
Da es in der Bera’at-Nacht darum geht, dass Gott die Sünden vergibt, sollt auch jeder, der um diese Vergebung bittet, selbst bereit sein, anderen zu vergeben. Es ist daher eine gute Gelegenheit in dieser Nacht auch mit den Menschen zusammen zu sein, denen man sonst vielleicht lieber aus dem Weg geht.
„Weil, wenn Allah uns vergibt, wer sind wir Menschen, dass wir anderen Menschen nicht vergeben?“
Imam Çakar legt aber Wert darauf, dass dies genauso auch für einen Imam gilt. Zwar genießen Imame unter Muslimen einen besonderen Respekt, aber – so betont Cakar – gerade die Bera’at-Nacht kann noch einmal deutlich machen, dass ein Imam letztlich nur ein Muslim wie jeder andere ist.
„Ein Imam ist in dieser Nacht nur ein Imam, weil er vor der Gemeinde vorbetet und vor dem Gebet eine Predigt hält, über diese Nacht. Nachdem er zuhause angekommen ist, ist ein Imam kein Imam mehr, sondern er ist ein Individuum vor Allah, vor Gott. Auch ein Imam muss um Vergebung bitten.“
Nach der Zeremonie in der Moschee haben die Muslime dann zu Hause die Gelegenheit bis vor Sonnenaufgang ihre Fürbitten an Gott zu richten. Um die ganze Nacht durchzuhalten, ist es üblich, dies mit anderen zusammen zu tun.
„… Das ist Tradition geworden. Wir treffen uns direkt nach der Moschee mit Freunden, um uns direkt zu motivieren: Hej, komm. Las uns echt bis zum heutigen Morgen durchziehen. Denn, wie sagen die Christen? Der Geist ist willig aber das Fleisch ist schwach. Deshalb musst du halt durchziehen, damit du am Ende die Erlösung bekommst.“
Erschienen in der Sendung vom 22. Mai 2016:WDR 5 Diesseits von Eden
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