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Im: Solinger-Tageblatt
Journalist fürchtet Fortsetzung des Todesstrafe-Streits
Wuppertaler Landgericht gibt dem Solinger Recht.
Von Dirk Lotze und Stefan Prinz
Das Landgericht Wuppertal hat dem Solinger Journalisten Hüsyin Topel Recht gegeben. Dennoch befürchtet dieser, dass der Streit mit dem Verein Union Europäisch-Türkischer Demokraten (UETD) noch nicht vorbei ist: Am Dienstag hatte das Gericht entschieden, dass Topel weiter öffentlich sagen darf, dass sich Repräsentanten des Vereins Union Europäisch-Türkischer Demokraten (UETD) für die Todesstrafe in der Türkei einsetzen. Der Verein, von dem auch eine Solinger Ortsgruppe existiert, hatte Topel verklagt. Die umstrittene Aussage sollte ihm als unwahr verboten werden.
Bundesweit engagiert sich die UETD nach eigenen Aussagen unter anderem für die Integration der Türkei in Europa. Die Wiedereinführung der Todesstrafe gilt dabei als hochbrisanter Streitpunkt.
„Ich befürchte, dass dieses Urteil bei einigen falsch ankommt.“
Hüsyin Topel, Journalist
Die UETD ist laut Topel oft gefragt, etwa wenn es um den Bereich des städtischen Zuwanderer- und Integrationsrats geht. Im Prozess ging es um Äußerungen von Personen aus dem Umfeld des bundesweiten Vereins. Topel hatte sieben Beiträge etwa auf Facebook benannt. Unter anderem seien dort drastische Bilder von Galgen erschienen und weitergeleitet worden. Einen Tag nach dem Putschversuch im Juli sei das geschehen.
Das Wuppertaler Gericht hatte die Wahrheit von Topels Aussage streng rechtlich zu prüfen. Laut Gericht hatte der Verein dabei letztlich nicht bestritten, dass die genannten Personen die Todesstrafe unterstützt haben. Der Kammervorsitzende, Richter Ulrich Schmitz-Horn: „Es ging um die Frage, wer als Repräsentant des Vereins anzusehen ist.“ Die Kammer folgte in diesem Punkt Topels Anwalt Daniel Raimer. Der hatte erläutert: „Vertreter eines Vereins ist unserer Auffassung nach nicht nur der Vorstand im Rechtssinn. Auch ein Pressesprecher einer Firma kann als Repräsentant gelten, obwohl er nicht Mitglied der Geschäftsführung ist.“
Laut Gericht können etwa auch Kassierer oder Schriftführer zum Kreis der Vertreter gezählt werden. Das noch nicht rechtskräftige Urteil der 2. Zivilkammer hebt eine gegenteilige, einstweilige Verfügung auf. Die hatte das selbe Gericht Anfang September, vor der eingehenden Prüfung, getroffen. „Ich befürchte allerdings“, so Topel, „dass dieses Urteil bei vielen Befürwortern der türkischen Regierung nicht richtig ankommt. Sie könnten es vielmehr so deuten, als hätte der deutsche Staat wieder einem Regierungskritiker geholfen.“
Im: WDR
Journalist wegen Todesstrafe in der Türkei vor Wuppertaler Landgericht
Der Solinger Journalist Huseyin Topel darf weiterhin sagen, dass führende Vertreter der erdogannahen UETD in Deutschland die Wiedereinführung der Todesstrafe in der Türkei gefordert haben. Das hat am Dienstag (08.11.2016) das Wuppertaler Landgericht entschieden

Ein Journalist hatte Topel im Sommer als Türkei-Kenner interviewt. In diesem Gespräch hatte der Solinger von den Forderungen nach der Todesstrafe gesprochen und mit Zitaten aus dem Internet belegt. Damit hätte die UETD auch die Stimmung gegenüber Erdogan-Kritikern in Deutschland angeheizt. Die UETD hatte dagegen eine einstweilige Verfügung erwirkt. Die Mitglieder, die die Todesstrafe gefordert hätten, gehörten nur dem erweiterten Vorstand an und seien deshalb keine führenden Repräsentanten gewesen. Der Richter am Landgericht urteilte dagegen, wichtig sei, dass die betreffenden Vorstandsmitglieder in der Öffentlichkeit als Repräsentanten wahrgenommen würden. Ob die UETD Einspruch gegen das Urteil einlegt, ist noch offen.
Im: Correctiv!
Erdogan-Gruppierung klagt gegen Journalisten
Anhänger des türkischen Präsidenten werben im Ruhrgebiet für Todesstrafe
„Bei Gott, wir wollen die Todesstrafe!!!“ Mit diesem Satz endet ein Fotopost, den der Ruhrverband der UETD, der Union Europäisch-Türkischer Demokraten, am 28. Juli 2016 auf seiner Facebookseite veröffentlicht. Doch von dieser Werbung für die Todesstrafe will die Erdogan-nahe Lobbyorganisation nichts wissen. Sie klagt gegen einen Solinger Journalisten. Der Grund: Dieser hatte gesagt, Repräsentaten der UETD hätten die Todesstrafe gefordert.

Bastian Schlange

Kommenden Dienstag steht der deutsch-türkische Journalist Hüseyin Topel wegen eines einstweiligen Verfügungsverfahrens vor dem Landgericht Wuppertal. Kläger ist die UETD; der Vorwurf: falsche Tatsachenbehauptungen und Rufschädigung.

Zum Hintergrund: Topel war am 10. August diesen Jahres als Experte zu den Auswirkungen des Türkei-Putsches auf die deutsch-türkische Community von einem Reporter der Funke Mediengruppe befragt worden. In dem Interview hatte der 26-jährige Solinger den Satz geäußert: „Im Moment sprechen sich UETD-Repräsentanten beispielsweise für die Todesstrafe aus.“

Die Reaktion der Erdogan-treuen Organisation ließ nicht lange auf sich warten. Die UETD erwirkte vor dem Hamburger Landgericht eine einstweilige Verfügung gegen das Hamburger Abendblatt. Dort war der Artikel ursprünglich erschienen. Auch eine Version des Textes, die online auf DerWesten zu lesen war, musste aus dem Netz genommen werde. Nun steht Topel vor Gericht. Er hat Widerspruch gegen die einstweilige Verfügung eingelegt.

Das Ziel der UETD ist unter anderem „politische Öffentlichkeitsarbeit, um die Wahrnehmung der türkischen Gemeinschaft in den jeweiligen Ländern zu schärfen und ihr Ansehen sowie ihren sozialen Status aufzubessern.“ Die AKP-Lobbyisten organisieren in Deutschland immer wieder Solidaritätskundgebungen für den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan; unter anderem verschickten sie im Zuge der Resolution zum Völkermord der Armenier Protestbriefe an Bundestagsabgeordnete.

Nach außen hin versucht die UETD, ein moderates Bild von ihrer politischen Haltung zu vermitteln, intern scheint das nicht immer zu funktionieren.

Zum Foto: Der Text des oben gezeigten Posts vom 28. Juli 2016 auf der Facebookseite des Ruhrverbandes der UETD lautet übersetzt:
„Dem in Türksat als Märtyrer gefallenen Ahmet Özsoy 50 und dem Märtyrer Ömer Halisdemir, der dem Putschisten Semih Terzi in den Kopf schoss, sind 30 Patronen aus dem Körper entnommen worden. BEI GOTT, WIR WOLLEN DIE TODESSTRAFE!!!“

Bis Redaktionsschluss hat die UETD keine Stellungnahme zu ihrem Verhältnis zur Todesstrafe und zur Klage gegen den Journalisten Hüseyin Topel abgeben.
Wir haben mit Topel gesprochen.
Herr Topel, wie stehen sie der kommenden Gerichtsverhandlung gegenüber?
Topel: Entspannt. Schließlich haben wir in Deutschland einen Rechtsstaat. Wer glaubt, dass jemand etwas Unwahres behauptet hat, hat das Recht gerichtliche Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Das ist in Ihrem Falle ja geschehen.
Topel: Genau. Dass die UETD das gemacht hat, ist für mich ein gutes Zeichen. Die türkische Gemeinschaft macht von den Vorzügen des deutschen Rechtsstaates Gebrauch. Das heißt, er wird akzeptiert. Und deswegen fühle ich mich auch im Hinblick auf die Verhandlung sicher. Ich vertraue auf die deutschen Gerichte.
Sie können ihre Aussage, dass Vertreter der UETD die Todesstrafe einfordern belegen?
Topel: Selbstverständlich. Ich bin Journalist, Mitglied der Landespressekonferenz. Es gehört zu meinem Ethos, sauber zu arbeiten und gründlich zu recherchieren. Schließlich kann ich nur etwas öffentlich behaupten, wenn ich es auch gesehen habe und beweisen kann. Und das kann ich in diesem Falle mit dokumentierten Statements verschiedener Vorstandsmitglieder der UETD.
Zum Foto: Bülent Döger ist Rechtsanwalt und Vorstandsmitglied der UETD. Wird er in Medien zitiert, ist dieser Zusatz immer zu finden. Als er in der Causa Böhmermann als einer der Kläger auftrat, äußerte er sich unter anderem gegenüber der Bild: „Kein Präsident, auch kein deutscher Präsident, verdient eine solche Behandlung. Präsidenten sind kein Freiwild.“
Der Text des oben gezeigten Posts vom 16. Juli 2016 lautet übersetzt:
„Einige Juristen sind von der Art und Weise, wie die Putschisten behandelt werden, beunruhigt. Mich hat der Putschversuch ernsthaft beunruhigt … Im Ausnahmezustand kommen Ausnahmeverfahren zum Einsatz! Besonders wenn es sich um ein solches von Feinden belagertes Land handelt…
Außerdem bin ich als Jurist für die Todesstrafe … Na los, und jetzt fragt auch noch, was für ein Jurist ich sein mag!“

Wird die türkische Gemeinschaft auch ein positives Urteil annehmen?
Topel: Wenn das Urteil zu meinen Gunsten ausfallen sollte, wird sich zeigen, wie es aufgenommen wird. Man weiß grundsätzlich, dass Pressefreiheit in Deutschland existiert. Das heißt aber nicht, dass sie auch reflektiert wird. Das Wort „Lügenpresse“ fällt in diesem Bereich der türkischen Bevölkerung sehr häufig.
Die Meinungsführung kommt aus der Türkei?
Topel: Es gibt auch in Deutschland nur sehr wenige Türken, die es wagen, sich gegen die Meinung der Mehrheit zu stellen. In der Türkei ist der Druck durch das soziale Umfeld, die Angst den Job zu verlieren, sicherlich größer, oftmals geht es ums Überleben, allerdings leidet die Vielfalt der Meinung in beiden Ländern unter diesem Klima.
Geht es bei Ihnen auch ums Überleben?
Topel: Noch bin ich türkischer Staatsbürger. Wenn ich in die Türkei einreise, birgt das Gefahren für mich. Durch meine Berichte und auch die aktuelle Klage bin ich in der Türkei bekannt. Es ist quasi Selbstmord, sich einem Staat auszuliefern, in dem es kein Recht gibt. Ich habe das für mich akzeptiert – auch wenn es schmerzt. Es hindert mich aber nicht daran, weiterhin die Wahrheit auszusprechen und Menschen oder Institutionen wie die UETD zu kritisieren.

Topel, dem immer wieder eine Nähe zur Gülen-Bewegung vorgeworfen wird, was in der Auseinandersetzung mit der Erdogan-nahen UETD eine Rolle spielen könnte, ist nach eigenen Angaben in keiner Organisation Mitglied und sieht sich selbst nicht als Teil der Bewegung. Einen Zusammenhang bei dem aktuellen Konflikt möchte er ausschließen.
Die Funke Mediengruppe bereite derzeit ebenfalls einen Widerspruch gegen die einstweilige Verfügung vor, erklärte ein Sprecher des Unternehmens.
UPDATE: Das Urteil wird am 8. November verkündet.

 

Im: Solinger-Tageblatt
Demonstration
Solinger Türke: „Viele schweigen aus Angst“
Zwei Wochen nach dem gescheiterten Militärputsch in der Türkei wird eine Spaltung innerhalb der 6000 Solinger Türken deutlich.
Von Stefan Prinz
Die Polizei ermittelt in der Klingenstadt erstmals im Fall eines gewalttätigen Übergriffs auf einen Erdogan-Kritiker. Zudem spricht ein in Solingen lebender Türke von einem Klima „der Verunsicherung und auch der Angst“ in der türkischen Gemeinschaft.

Noch vor einigen Tagen zeigte sich Fatih Zingal, Solinger Rechtsanwalt mit türkischen Wurzeln, von der Geschlossenheit der Solinger Türken überzeugt. Die 6000 hier lebenden Menschen mit türkischem Pass stünden alle hinter Staatspräsident Erdogan, betonte der Anwalt im Gespräch mit dem ST. Offenen Widerspruch zu dieser Äußerung gab es kaum.
Die Situation ist aber in der Zwischenzeit offensichtlich eine andere: Es geht ein Riss durch die Solinger Türken. Der hier lebende türkische Journalist Hüseyin Topel weiß aus Gesprächen mit seinen Landsleuten, dass viele verunsichert sind. „Meine Landsleute stehen zwar alle hinter ihrem Land, aber nicht alle hinter dem Staatspräsidenten“, sagt Topel.
Und obwohl die weitaus größte Zahl auf der Seite von Erdogan ist, gebe es eine schweigende Minderheit der Kritiker. „Wer anderer Meinung ist, äußert sich besser nicht.“ Dass diese Sorge berechtigt ist, haben die vergangenen Tage gezeigt: Bislang ist der Polizei zumindest ein Fall bekannt, bei dem ein Erdogan-Anhänger einen 46-Jährigen und dessen Frau versuchte zu schlagen, sagt Polizeisprecherin Anja Meis. „Ein Zeuge hielt ihn davon ab.“ Aus dem benachbarten Remscheid sind drei solcher Angriffe bekannt. Schlimmere tätliche Übergriffe wie im Ruhrgebiet gab es offensichtlich nicht.
Hüseyin Topel weiß von zahlreichen Beleidigungen gegen Erdogan-Kritiker in Solingen. Türkische Geschäftsleute hätten Angst vor finanziellen Nachteilen, wenn sie sich als Erdogan-Kritiker positionierten. Andere wollten ihre Freundschaften nicht aufs Spiel setzen, indem sie sich gegen die Mehrheitsmeinung stellen. „Manche schweigen in Solingen aus Angst“, sagt Topel.
„Wer anderer Meinung ist, der äußert sich besser nicht.“
Hüseyin Topel türkischer Journalist
Diese Vorsicht reicht bis in die Schulen, so Topel. Bekannte von ihm vermieden politische Diskussionen in Anwesenheit ihrer Kinder. Weil diese dann in der Schule unbedachte Äußerung machen könnten. Und das würde dann negativ auf die Eltern zurückfallen.
Auch in den sozialen Medien seien Solinger Türken für Erdogan aktiv. „Bei facebook gibt es eindeutige Kommentare von Erdogan-Befürwortern“, erklärt Topel. Auch staatliche Aufrufe aus der Türkei, Regierungskritiker zu melden, würden von Solinger Türken verbreitet.

30 000 WOLLEN FÜR ERDOGAN DEMONSTRIEREN

DEMONSTRATION Für die Polizei in der Region wird der kommende Sonntag zu einer ganz besonderen Herausforderung. Dann werden schätzungsweise 30.000 Türken in Köln zu einer Demonstration für den türkischen Staatspräsidenten Erdogan erwartet. Zu den erwarteten Teilnehmern zählen auch zahlreiche Türken aus Solingen. Bereits am vergangenen Wochenende hatte die Union Europäisch-Türkischer Demokraten (UETD) zu einer großen Demonstration für Erdogan nach Düsseldorf geladen. In der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt wurde der Antrag zu dieser Demonstration von den Behörden allerdings nichts genehmigt.

Für Deutsche seien die Auseinandersetzungen schwer zu durchschauen, weil die Diskussionen im Internet oft auf Türkisch geführt würden, weiß Hüseyin Topel. Nach eigenen Aussagen habe er Beweise dafür gesammelt, dass sich türkische Funktionäre in der Stadt immer noch für die Todesstrafe aussprechen. „Diese Diskussion ist überhaupt nicht erledigt“, sagt Topel. Der türkische Staatspräsident fordert die Todesstraße nicht mehr offen, sondern verweist auf den Volkswillen. Und unter den Türken werde die Todesstrafe immer noch gefordert – auch in Solingen.

 

In: Rheinische Post

Köln – 30.000 wollen in Köln Erdogan feiern
Köln. Polizei erwägt ein Verbot der angekündigten Pro-Erdogan-Demonstration als „letztes Mittel“. In NRW wächst die Bedrohung der Gülen-Bewegung, deren Mitglieder als Verräter beschimpft werden. Von Detlev Hüwel, Semiha Ünlü und Birgit Marschall

Zu der für morgen in Köln angekündigten Demonstration von Anhängern des türkischen Staatspräsidenten Erdogan werden nach Angaben der türkischen Generalkonsulin ule Gürel auch Politiker aus Ankara anreisen. Der Delegation werden führende Persönlichkeiten der regierenden AKP-Partei, ein amtierender und ein ehemaliger Minister neben zwei Parlamentsabgeordneten angehören. Die Polizei, die 2300 Beamte und acht Wasserwerfer im Einsatz haben wird, geht mittlerweile von 30.000 Teilnehmern aus. Polizeipräsident Jürgen Mathies sagte, wenn die Sicherheit der Politiker nicht gewährleistet werden könne, müsse „als letztes Mittel“ die Veranstaltung untersagt werden.
Unterdessen scheint in NRW der Streit zwischen Anhängern und Gegnern Erdogans zu eskalieren, nachdem dieser seinen Erzfeind Fetullah Gülen für den Putsch verantwortlich gemacht hat. „Es herrscht extremer Druck“, sagte der Journalist Hüseyin Topel unserer Redaktion. Aktivisten von Erdogans Partei AKP warnten vor Unterstützung der Gülen-Bewegung. Ein anderer Gülen-Anhänger sagte: „Wir gelten als Verräter und Terroristen.“ Offenbar kommt es vermehrt zu gewaltsamen Übergriffen. Das Innenministerium bestätigte, dass die Scheiben eines Cafés in Gelsenkirchen, das als Gülen-Treffpunkt gilt, eingeschlagen wurden. Zudem habe es Steinwürfe gegen eine Gülen-Einrichtung in Duisburg gegeben.
Berichtet wird zudem von Übergriffen auf Gülen-Anhänger in Neuss, Remscheid und in einem Supermarkt in Solingen. In Düsseldorf wurden Zettel an ein türkisches Geschäft geheftet mit der Aufforderung, dort nichts zu kaufen, da der Inhaber ein Anhänger Gülens sei. Der 31-jährige Inhaber hat Anzeige erstattet. Nach Angaben der Düsseldorfer Polizei sind in den vergangenen Tagen mehrere solcher Anzeigen eingegangen; auch der Staatsschutz sei eingeschaltet worden.
Die diskriminierenden Aktivitäten der Erdogan-Anhänger in Deutschland müssen nach Auffassung von Finanz-Staatssekretär Jens Spahn (CDU) Konsequenzen für die deutsche Politik haben. Türkische Erdogan-Anhänger sollten künftig nicht mehr so einfach die deutsche Staatsbürgerschaft erlangen können, forderte Spahn. „Bis zur letzten Änderung bei der doppelten Staatsbürgerschaft musste man sich bis zum 23. Lebensjahr entscheiden, welchen Pass man behalten will und welchen nicht. Diese Regelung ist heute mit vielen Ausnahmen verwässert“, sagte Spahn unserer Zeitung. Seine Forderung: „Zurück zum alten Stand.“ Die Ditib-Gemeinden in Deutschland würden zudem aus der Türkei von Erdogan gesteuert und betätigten sich mehr politisch als religiös. „Daher sollten wir sie nicht als Partner für Staatsverträge für den Religionsunterricht akzeptieren“, so Spahn.
Befremdet zeigte sich auch Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) über ein Schreiben des türkischen Generalkonsuls in Stuttgart. Darin wurde Kretschmann aufgefordert, türkische Gülen-Anhänger in Schulen und Vereinen zu überprüfen. „Hier sollen Leute auf irgendeinen Verdacht hin grundlos verfolgt oder diskriminiert werden“, sagte Kretschmann der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“.
Gegen Erdogan wollen neben demokratischen Organisationen mehrere rechte Gruppen demonstrieren; zudem wird mit Autonomen und Hogesa-Gewalttätern gerechnet. Beobachter befürchten, dass es zu Krawallen kommen könnte.

 

Im: Solinger-Tageblatt

Türkische Küche
Viel Lob für türkische Lokale
Das „Deutsch-Türkische Journal“ empfiehlt zwei Döner-Restaurants in der Klingenstadt. Mehr als in den Großstädten ringsherum.
Von Uli Preuss
Glaubt man Hüseyin Topel, ist Solingen ein Döner-Paradies. Der Journalist des Internetportals „Deutsch-Türkisches Journal“ hat in vielen Restaurants der Region gegessen, liebt die türkische und arabische Küche über alles und ist überzeugt: „Vergessen Sie Düsseldorf oder Duisburg, die besten Döner gibt es im Bergischen Land.“ Das führt so weit, dass der 25-Jährige während der Arbeitspausen mit Kollegen in die S-Bahn springt und in Solingen einen Döner genießt. Gleich zwei kleine Restaurants empfiehlt Topal, der in Ohligs lebt, in der Klingenstadt.

So etwa den Imbiss von Kaiser-Ali am Central. „Da stimmt alles, die Qualität des Fleisches ebenso wie die Würzmischung“, sagt Dönerfachmann Topel. Bei Ilhan und Ali Durmus wird auf Kleinigkeiten geachtet, die für echte Dönerfans wichtig sind. So wird etwa das Dürüm-Brot frisch und heiß zubereitet. Ein Plus, das für Döner-Gourmet Hüseyin Topel besonders wichtig ist.
Auch Manti, die türkischen Tortellini, werden angeboten
Aber warum hat dieser Döner-Imbiss einen deutschen Namen? Der 25-jährige Topel weiß es. Die Familie kommt aus der anatolischen Region Kayseri, ein Landstrich, der auch für die leckeren Manti, eine Art türkische Tortellini, bekannt ist. „Drum sind sie am Central auch besonders lecker“, ist sich Topel sicher. Die Durmus verwenden alte Hausrezepte. Derzeit hat der Imbiss wegen Renovierung geschlossen. Bald soll es weitergehen.
Den Döner, jenen berühmten Fleischspieß, der besonders in manchen großen Imbissketten immer mehr zu einer bedenklichen Masse aus Fleischresten, Mehl und unbekannten Zutaten verkommt, kann man in den kleinen, privat geführten Imbissstuben guten Gewissens genießen. „Die Inhaber zeigen damit Respekt und Verantwortung für den Kunden“, erklärt Topel. Viele seien dabei stolz auf ihr Produkt, das sie oft selber herstellten. So auch auf Kulturveranstaltungen wie dem Nordstadtfest.
Das Spießfleisch liegt zwei Tage lang in Lake
Dort, oder wenn man ihn privat anfragt, baut Privatmann Avni Yüce seinen querliegenden çag-Dönerspieß-Grill auf. Diese Zubereitungsart stammt aus der Region um Erzurum. Der Spieß wird aus jungem Lamm- und Rindfleisch hergestellt, das zwei Tage lang in einer Lake aus Zwiebeln, Öl und Gewürzen gelegen hat. Ein Spieß, der eben auch am Stand des Solinger Spektrum Bildungs- und Dialogvereins beim Nordstadtfest zu bekommen ist.
An anderer Stelle in der Innenstadt fand Journalist Topel einen türkischen Imbiss, der Produkte aus der Osttürkei herstellt. Auch ihn empfiehlt der Küchenfachmann. An der Kölner Straße bietet Bedavi Usta im Harran Doy Doy seine Köstlichkeiten an. Besonders lecker ist bei ihm der Adana, ein Hackfleischspieß aus der Region um die heilige Stadt Urfa. Er besteht aus frischem Lamm, Petersilie und einer Kräutermischung, deren Zutaten Bedavi Usta für sich behält.

DÖNER UND KEBAB

DÖNER Der Döner-Kebab besteht aus gewürzten Fleischscheiben, die schichtweise auf einen senkrecht stehenden Drehspieß gesteckt werden. Die äußeren, gegrillten Schichten werden mit einem großen Messer dünn abgeschnitten. KEBAB Bedeutet in Türkisch gebratenes oder gerilltes Fleisch. Artverwandte Gerichte kommen aus Nordafrika. IMBISS Döner-Imbisse gehören im Amtsdeutsch zu den „erlaubnisfreien Imbissgaststätten“. Davon gibt es in Solingen 153. Dazu zählen auch Cafés und Imbisse in Tankstellen.

Der Urfa-Kebab ist in der Türkei ebenso bekannt wie sein Konkurrent aus der Region Gaziantep. Geschäftsführer Usta lässt alles auf einem Holzkohlengrill zubereiten. Ein Grill, der in den vergangenen Monaten zu einem Streit mit einigen Nachbarn führte. Jetzt lägen, sagt der 42-jährige Usta, für diesen Holzkohlegrill die erforderlichen Genehmigungen vor.