Tod und Auferstehung im Islam
Der Tod ist süß wie Zucker. Sagt ein islamischer Mystiker. Aber nur, „wenn Du mein Leben nimmst“. Damit ist Gott gemeint. Für Muslime ist der Gedanke zentral, dass sie nach ihrem Tod übergehen zu Gott. Wie genau dieses Jenseits und die Auferstehung aussehen – darüber gibt es auch im Islam unterschiedliche Auffassungen.
„Innalillahi ve Inna ileyhi raciun.“
„Wahrlich, von Gott kommen wir, und, wahrlich zu ihm werden wir zurückgebracht“.
Dieser Vers aus dem Koran hat für Muslime eine zentrale Bedeutung und wird von vielen schlagartig ausgesprochen, wenn jemand die Nachricht bekommt, dass Verwandte, Freunde oder Bekannte gestorben sind. An den Tod als eine Art Übergang ins Jenseits zu glauben, ist im Islam elementar und wird zu den insgesamt sechs Glaubenswahrheiten gezählt. Die Meinungen der theologischen Gelehrten gehen allerdings auseinander, wenn es um die Frage geht, ob damit eine leibliche Auferstehung oder eine Auferstehung der Seele gemeint ist.
„Wenn Du mein Leben nimmst ist der Tod süß wie Zucker.“
Heißt es bei Mawlana Dschalal ad-Din Rumi, dem wohl bekanntesten islamischen Poeten. Gelehrte, Sufis und Dichter wie Rumi haben den Tod und die Auferstehung immer wieder mit Bildern und Metaphern beschrieben. Dabei schöpfen sie oft aus Überlieferungen, die auf Mohammed zurückgehen. Zum Beispiel die Legende vom Dialog Mohammeds mit dem Engel Gabriel.
Als Mohammeds Frau Khadidja stirbt, fällt Mohammed in eine so tiefe Trauer, dass ihn der Engel Gabriel in Mekka abholt und mit auf eine Reise in den Himmel nimmt. Schließlich führt Gabriel ihn bis an die Pforte Gottes, wo es nach der Überlieferung zu folgendem Gespräch zwischen Gabriel und Mohammed gekommen sein soll:
„Halt, hier muss ich Dich verlassen.
Wo sind wir nun?
Dort, wo ein weiterer Schritt mich verbrennen würde.
Was mache ich jetzt?
Nur Dir ist es gewährt noch weiter zu gehen.
Aber wie, wie? Verrat es mir.
Mit Liebe, o Geliebter Gottes. Setze deinen nächsten Schritt mit Liebe.“
In diesem jenseitigen Gespräch zwischen Engel und Prophet geht es dem islamischen Dichter Rumi letztlich um die Liebe zwischen Schöpfer und Geschöpf. Diese Liebe findet im Tod und in der Auferstehung ihre besondere Erfüllung. Deshalb hat Rumi seinen eigenen Todestag und seine Rückkehr zu Gott als „Shab-i Arûz“, also Hochzeitsnacht bezeichnet, weil er damit mit auf ewig vereint ist mit der Liebe Gottes. Anders ausgedrückt – in der Sprache der Bilder und Metaphern:
„Wie eine Blume im Frühjahr zu einem neuen Leben erwacht, kehrt der Mensch durch seine Auferstehung zu seinem Ursprung, zu Gott, zurück.”
Erschiene im:Deutschlandfunk
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